Eines der wichtigsten Elemente, um alle Vorteile der Zusammenarbeit mit einem Softwareunternehmen zu nutzen, ist die Wahl des richtigen Anbieters. So zeit- und ressourcenaufwendig das ist: es hilft Ihnen, Ihre Ziele zu erreichen – gerade in stark regulierten und wissensintensiven Bereichen. Auf der Basis unserer Erfahrungen möchten wir Ihnen zeigen, worauf Sie beim Benchmarking potenzieller Anbieter achten sollten.
Wovon wir ausgehen
Der Benchmarking-Prozess mit potenziellen Partnern in der Softwareentwicklung sollte sich klar an Ihren Bedürfnissen orientieren. Gehen wir also davon aus, dass Sie eher eine strategische, langfristige Partnerschaft als ein einmaliges Projekt anstreben, weshalb wir auch das Wort „Partner“ anstelle von „Anbieter“ verwenden. Wir nehmen an, dass Ihr zukünftiger Partner an komplexen und anspruchsvollen Projekten beteiligt sein wird, so dass er über das Body-Leasing hinausgehen, Eigeninitiative zeigen und Ihnen mehr Vorteile als nur eine Teamerweiterung bieten soll.
Grundlegende Partnerbewertung
Beginnen wir zunächst einmal mit jenen Aspekten, die Sie durch eigene Recherche und Gespräche mit Vertretern von Unternehmen für Softwareentwicklung überprüfen können. Ihr potenzieller Partner in Sachen Software sollte alle grundlegenden Anforderungen erfüllen, um an der anschließenden praktischen Phase beteiligt zu sein. Diese Anforderungen können unter anderem folgende sein:
Ja- und Nein-Kriterien:
– Standort: Es lohnt sich, eine Liste sinnvoller Standorte zu erstellen, bei der Sie Zeitzonen, Datensicherheit oder Reisefreundlichkeit berücksichtigen.
– Marktkenntnis und -erfahrung: Bitten Sie Ihren potenziellen Partner um Referenzen aus früheren Partnerschaften.
– Technologie- und Kompetenzübereinstimmung: Sie wissen, welche Fähigkeiten Sie für die Zusammenarbeit suchen? Dann sollten Sie sicherstellen, dass Ihr potenzieller Partner über diese Fähigkeiten verfügt.
– Einhaltung von Vorschriften und Sicherheit: Sie sind in einem stark regulierten Geschäftsbereich tätig? Dann prüfen Sie, ob das Unternehmen alle Anforderungen und Vorschriften in Sachen Sicherheit erfüllen kann.
Zahlenmäßige Kriterien:
– Fluktuationsrate: <10% ausgezeichnet, 10-15% sehr gut, 15-20% gut (Marktstandard), >20% schlecht
– Fähigkeit zu organischem Wachstum: Es lässt sich natürlich nicht immer vorhersagen, wie viele Neueinstellungen erforderlich sein werden. Sie sollten aber unbedingt wissen, wie es um die Erweiterungsfähigkeit Ihres potenziellen Partners bestellt ist. Wäre der Anbieter in der Lage, genügend neue Mitarbeiter einzustellen, wenn es notwendig wird? Um dies zu vergleichen, können Sie die Anzahl der bisherigen Einstellungen nutzen und auf dieser Grundlage die zukünftige Leistungsfähigkeit vorhersagen.
– Dauer der bisherigen Kundenbeziehungen: Erkundigen Sie sich, wie lange bisherige Kooperationen durchschnittlich andauerten. So können Sie sichergehen, dass der Anbieter für Softwareentwicklung als langfristiger strategischer Partner und nicht nur als kurzfristiger taktischer Unterstützer in Frage kommt. Sie können auch verlangen, dass er einen bestimmten Maßstab erfüllt, z. B. eine durchschnittliche Zusammenarbeit von mehr als vier Jahren.
Subjektive Kriterien:
Es gibt einige Kriterien für das Benchmarking, die auf subjektiver Meinung beruhen. Verwenden Sie dafür am besten eine Skala zur Quantifizierung (z. B. 1-5 oder starkes Nein/Nein/Nicht sicher/Ja/starkes Ja).
Unternehmenskultur – Firmen mit ähnlichen Werten und einer ähnlichen Unternehmenskultur sind gemeinsam erfolgreicher. Sie sollten dieses Thema bei Ihren Meetings im Auge behalten.
Wissensmanagement und Einarbeitungsprozess – Erfahrene Softwareunternehmen haben in der Regel erprobte Methoden, mit deren Hilfe sie ihre Mitarbeiter wirksam einbinden. Im nächsten Schritt geben sie ihr Wissen schnell und effektiv an diese weiter, um möglichst bald etwas zum Unternehmenserfolg beizutragen.
Umgang mit den Mitarbeitern – Prüfen Sie, ob das Unternehmen seinen Mitarbeitern die Möglichkeit gibt, sich weiterzuentwickeln. Das können Events zur Persönlichkeits-entwicklung, die Teilnahme an Konferenzen oder einfach Zeit für die persönliche Entwicklung sein.
Umgang mit Kunden – Fragen Sie sich, ob Sie als Kunde die Betreuung erhalten würden, die Sie sich wünschen. Wir kennen viele Kooperationen, die beendet wurden, weil das Management diesen Punkt vernachlässigt hat. Keine Frage: Die Arbeit der Ingenieure ist wichtig und wird in der Regel überprüft. Aber die Kundenbetreuung durch das Management wird oft vergessen, obwohl sie die Qualität einer gelingenden Kooperation maßgeblich beeinflusst. Die Lösung der meisten Herausforderungen erfordert ein Mitwirken der Geschäftsleitung. Wenn Sie eine reibungslose Zusammenarbeit anstreben, müssen Sie dies berücksichtigen. Sobald Sie diese grundlegende Partnerbewertung durchgeführt haben, können Sie mit dem praktischen Benchmarking fortfahren.
Proof of Concept – der beste Weg zum Benchmarking von Anbietern
Sie möchten potenzielle Partner bewerten? Dann schauen Sie sich an, wie sie in einem realen Szenario arbeiten und dabei ihr Können durch einen Proof of Concept unter Beweis stellen. Wir reden dabei von einem wirklich kurzen Projekt. Dieses wird entweder bestätigen, was Ihre potenziellen Partner behaupten, oder zeigen, dass sie übertrieben haben.
Wie soll ein solches Projekt aussehen? Unserer Erfahrung nach eignen sich kleine, wenige Wochen dauernde Projekte am besten. Dabei kommt es natürlich darauf an, die externen Entwickler in Ihr bestehendes Team einzubinden. So können Sie nicht nur die Endergebnisse überprüfen. Ihre Spezialisten können auch sehen, wie die Partnerteams an Aufgaben herangehen und ob sie gemeinsam effektiv arbeiten können. Sobald der PoC abgeschlossen ist, können Sie auch das Benchmarking potenzieller Partner abschließen.
Der Einfachheit halber unterteilen wir diesen Prozess in zwei Abschnitte.
1/ Führen Sie eine anonyme Umfrage unter Ihren am PoC beteiligten Entwicklern und Managern durch.
Als Erstes sollten Sie Ihre Mitarbeitenden nach deren Meinung fragen. Schließlich sind sie diejenigen, die während des PoC Hand in Hand mit den Spezialisten der Partner gearbeitet haben. Wenn Sie sich am Ende entscheiden, die Zusammenarbeit in größerem Rahmen zu starten, sind sie diejenigen, die miteinander arbeiten werden.
Wichtig am Feedback Ihrer Entwickler ist, dass Sie damit möglicherweise Dinge bemerken, die auf höheren Ebenen der Hierarchie unsichtbar bleiben. Die Umfrage sollte aus Fragen mit einer Bewertungsskala bestehen, damit Sie die Ergebnisse der potenziellen Partner vergleichen können. Nachstehend finden Sie Fragen, die wir in den letzten Jahren zum Benchmarking von Software Mind verwendet haben:
- Wie schnell und effektiv gelang das Onboarding?
- Wie gut wurden das Projekt und Ihre Umgebung verstanden?
- Wie stark waren sie an den Projektdiskussionen beteiligt und brachten diese ihnen hilfreiche Ideen?
- Wie viel Verantwortung übernahmen sie für die zugewiesenen Aufgaben?
- Wie gut übernahmen sie bestehende Prozesse, waren sie in der Lage, etwaige Engpässe zu erkennen und gegebenenfalls Verbesserungen vorzuschlagen?
- Wie effizient war die Kommunikation?
- Wie sah Qualität der Endergebnisse aus?
- Wie stand es um die Fähigkeit, einen zusätzlichen Wert zu schaffen, an den Sie noch nicht gedacht haben z. B. Verbesserung der gesamten Time-To-Market- oder der gesamten Zykluszeit?
Am Ende des Tages ist es auch sinnvoll, den typischen Net Promoter Score in die Umfrage einzubeziehen, um so ein Gesamtbild der Zusammenarbeit mit Ihren Mitarbeitenden zu erhalten.
2/ Testen Sie die Codequalität gründlich
Was Sie als Erstes prüfen sollten, liegt auf der Hand: Funktioniert der Code wie erwartet? Am besten nutzen Sie dafür automatisierte Testskripte. Danach lohnt es sich, Ihre Experten eine Codeprüfung durchführen zu lassen, um die Qualität des Codes zu überprüfen: Ist er gut konzipiert? Lässt er sich einfach warten? Folgt er den Prinzipien des sauberen Codes? Zum Schluss können Sie Tools zur automatischen Überprüfung der Codequalität wie SonarCube verwenden.
Die einfachste PoC-Alternative
Wenn Ihnen die Durchführung eines mehrwöchigen PoC zu aufwendig ist, können Sie auch eine einfachere Alternative wählen, z. B. einen zweitägigen Hackathon. Dieser ist zwar nicht so umfassend wie ein PoC, kann aber schon ausreichen. Damit können Sie sehen, wie Ihr potenzieller Partner an Herausforderungen herangeht, wie die versprochenen Fähigkeiten in der Praxis Anwendung finden und ob die Spezialisten mit Ihrem internen Team zurechtkommen.
Dos and Dont‘s
Lassen Sie uns abschließend noch kurz auf die Dinge eingehen, auf die Sie Ihre Meinung nicht stützen sollten, und darauf, wann bei Ihnen ein Warnlämpchen aufleuchten sollte.
1/ Vertrauen Sie keinem Unternehmen, das verspricht, in kürzester Zeit eine schier unbegrenzte Anzahl von Spezialisten bereitzustellen.
Die Einstellung von erfahrenen Entwicklern bereitet Unternehmen auf der ganzen Welt Kopfzerbrechen. In Ländern mit einem großen Talentpool und wenig Konkurrenz ist es zwar leichter, Talente zu finden, aber immer noch eine Herausforderung. Erfahrene und zuverlässige Mitarbeiter wachsen nirgendwo auf den Bäumen. Wenn Ihr Partner Ihnen also verspricht, innerhalb weniger Tage ein großes Team zusammenzustellen, ist das nichts als ein leeres Versprechen. Entweder ist das unmöglich oder diese Leute sind fachlich nicht so gut, wie sie angepriesen werden.
2/ Lassen Sie sich nicht mit der Ersatzbank ködern
Die besten Unternehmen lassen erfahrene Entwickler nicht auf der Ersatzbank sitzen und warten auf einen Auftrag. Das verursacht zum einen extreme Kosten, zum anderen wollen gute Entwickler sich auch ständig weiterentwickeln und neuen Herausforderungen stellen. Auch wenn Benchmarking als attraktive Lösung für kurzfristige Kapazitätsprobleme erscheinen mag, sollten Sie deswegen immer die langfristigen Auswirkungen bedenken. Ein Unternehmen, das offenbar nicht genügend Arbeit für all seine Mitarbeiter hat, ist wahrscheinlich nicht so gut wie es behauptet. Es könnte zudem ein Problem damit haben, Talente anzuziehen, wenn Bedarf für eine Aufstockung entsteht.
3/ Stellen Sie Kostenfaktoren nicht in den Vordergrund
Die Zusammenarbeit mit einem Partner für Softwareentwicklung ist ein bewährtes Mittel, um die Kosteneffizienz Ihrer Tätigkeit zu steigern. Sie sind aber dennoch gut beraten, wenn Sie den Preis nicht zum wichtigsten Faktor machen. Kurz gesagt: Die Wahl der billigsten Option kann schnell nach hinten losgehen. Wollen Sie alle Vorteile einer solchen Zusammenarbeit nutzen, sollten Sie sich besser mit einem zuverlässigen Partner zusammentun, der in der Lage ist, mehr als nur eine Reihe von Codezeilen zu liefern. Dafür bedarf es eines erfahrenen, erstklassigen Partners – und der kostet mehr als ein einfacher Body-Leasing-Service. Überlegen Sie also genau, was Ihr künftiger Partner für Softwareentwicklung zu bieten hat. Denn genau dafür zahlen Sie. Auch wenn der Tagessatz im oberen Bereich des Branchenstandards liegt, kann sich eine solche Investition auf lange Sicht durchaus lohnen.
Machen Sie es richtig, sonst machen Sie es zweimal
Die genannten Punkte sind Beispiele dafür, was Sie abdecken sollten, damit Ihre Zusammenarbeit nicht mit einem Verlust an Zeit, Geld und Marktchancen endet. Betrachten Sie sie als eine Liste, aus der Sie auswählen oder die Sie erweitern können, um sie an Ihre spezielle Situation anzupassen. Wir sind gerne bereit, unsere Erfahrungen mit Ihnen zu teilen. Wenn Sie also Ihre Situation besprechen möchten, füllen Sie das untenstehende Kontaktformular aus und wir werden unser Bestes tun, um Ihnen zu helfen.
Oder wollen Sie uns benchmarken? Diese Herausforderung nehmen wir gerne an.
Über den AutorAleksandra Dramska-Manterys
Business Development Manager
Als erfahrene Business Development Manager, Aleks entwickelt neue Geschäftsideen im Zuge der strategischen und operativen Weiterentwicklung des Unternehmens. Dabei verfolgt sie das Ziel Kunden mit den weiterentwickelten oder neuen Produkten zufriedenzustellen. Aleks glaubt, dass für jedes Kundenbedürfnis eine passende technologische Lösung geschaffen werden kann.